Was tun wir mit einem geretteten Planeten, wenn wir keine Arbeitsplätze mehr haben.
Dann doch lieber umgekehrt.
Nachhaltige Entwicklung oder Business as usual für Erfolg versprechende Politik zu halten,
gleicht der Erwartung, dass ein an Lungenkrebs Erkrankter gesundet,
wenn er mit dem Rauchen aufhört.
Eine neue Definition von Wohlstand ist überfällig. Die Konzentration auf die Steigerung des Bruttosozialprodukts führt in die Irre.
In einer Welt mit begrenztem Ressourcenangebot kann es kein unbegrenztes Wachstum geben.
Die Erde reicht nicht aus, um alle materiellen Träume einer ständig wachsenden Weltbevölkerung zu erfüllen.
Die Zeit ist gekommen, da die Gesellschaften die Genügsamkeit alter Kulturen wiederentdecken müssen.
Die überkommene Berechnung des Bruttosozialprodukts unterschlägt Umweltschäden,
ignoriert Leistungen der Natur und trägt damit maßgeblich zum Weiterwirtschaften
wie bisher auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder bei.
Was ist es eigentlich, das Menschen glücklich macht? Eine glückliche Ehe, sinnvolle Arbeit, Freunde, Teilhabe an
Gemeinschaften sind sicherlich größere Glückskomponenten als der Verbrauch von materiellen Gütern.
Es geht um nichts Geringeres als darum, das grundlegende globale Fortschrittsparadigma
für Völker und Staaten zu verändern, weg von der Produktion und hin zu einem auf gerechter Verteilung und Nachhaltigkeit beruhenden Wohlergehen.
Die Einführung eines alternativen, ergänzenden Index zum BIP/BNE
zielt letzten Endes also auf eine Abkopplung des Wirtschaftswachstums vom Energie- und Ressourcenverbrauch.
Gehetzheit führt fast unvermeidlich zu Überkonsum, während Zeit zu haben zu klügerer Auswahl beim Einkauf,
zum Reparieren von Schäden (statt Wegwerfen) und zum Genuss .. von Freuden zu Hause und mit Freunden führt.
Die Leistungen des Naturhaushaltes müssen endlich auch in Deutschland ihren Niederschlag in der volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung finden, wie dies andere Länder wie Indien oder Brasilien längst erkannt haben und dabei sind,
in konkretes Handeln umzusetzen
Wir müssem umdenken und letzlich das Ziel einer menschlichen Gesellschaft verfolgen,
in der die Bevölkerungsgröße, der Ressourcenverbrauch,
die Abfallentsorgung und die Umwelt grundsätzlich in einem gesunden Gleichgewicht stehen.
Fast untergegangen ist die uralte kulturelle Einsicht in die Möglichkeit von viel Glück mit wenig Verbrauch von Waren.
Um die Nachfrage nach Nahrung, Energieträgern und anderen natürlichen Rohstoffen zu decken, bräuchte man schon jetzt einen zweiten Planeten.
Der Nachhaltigkeitsbeirat hat in seinem Bericht in der vergangenen Legislaturperiode bereits darauf aufmerksam
gemacht, dass das Bruttoinlandsprodukt als alleiniger Maßstab für den wirtschaftlichen
Wohlstand nicht ausreicht.
Reden wir einmal nicht über moralische Pflichten und Gerechtigkeit gegenüber Menschen in fernen Ländern und Zeiten.
Reden wir über eigeninteressierte Motive und unser persönliches Glück.
Reden wir darüber, warum es jedem von uns etwas bringt, die Natur zu schonen.
Vielleicht kommen wir so weiter. Ich denke nicht an so offensichtliche Motive, wie dass es gar nicht gesund ist,
jeden Tag Fleisch zu essen. Ich denke auch nicht an das schon weniger offensichtliche Motiv,
dass keine Hoteloase der Welt gegen die Wellness einer Wanderung in den Bergen oder am Strand des Meeres ankommt.
Kapitalismus bedeutet die Herrschaft der Gegenwart über die Zukunft.
Die Endlichkeit der Ressourcen dieser Erde ist am Horizont bereits zu erkennen.
Wenn Bedürfnisse, die einst durch Handwerk, Eigenarbeit, Subsistenz, lokale Versorgung und soziale Netzwerke befriedigt wurden -
oder auf deren Befriedigung man schlicht verzichtete -, durch käufliche Produkte, Dienstleistungen und eine komfortable
Automatisierung/Mechanisierung erfüllt werden,
ist die Existenzsicherung einer Geld speienden Wachstumsmaschine ausgeliefert.
Eine Postwachstumsökonomie beginnt daher mit einer Genügsamkeitsstrategie.
Sie konfrontiert die verzweifelte Suche nach weiteren Steigerungen von Güterwohlstand mit einer Gegenfrage:
Welcher Plunder, der nur wachstumsabhängig macht, ließe sich über Bord werfen?
Der zweite Schritt bestünde in einer Reaktivierung nichtkommerzieller Versorgung:
Eigenarbeit, handwerkliche Fähigkeiten, (urbane) Subsistenz, Community-Gärten, Tauschringe, Netzwerke der Nachbarschaftshilfe,
Verschenkmärkte, gemeinschaftliche Nutzung von Geräten sowie regionale Kreisläufe
auf Basis zinslos umlaufgesicherter Komplementärwährungen würden zu einer graduellen Deglobalisierung verhelfen.
Moderne Gesellschaften verfügen vor allem wegen der allumfassenden Ökonomisierung
nur über eine unbefriedigende Glückseffizienz.
Ökonomischer Aufwand (Arbeitszeit, Ressourceninput für die Produktion materieller Güter etc.) und
moralischer Ertrag (größere Zufriedenheit, größeres Glück) stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zueinander.
Die Demokratie steckt in der Wachstumsfalle.
Das 21. Jahrhundert wird
entweder ein Jahrhundert der Nachhaltigkeit
oder ein Jahrhundert der
Ausgrenzung, Gewalt und Verteilungskonflikte.
Entgegen der verbreiteten Vorstellung, dass Suffizienz der wirtschaftlichen Wohlstandsentwicklung schade,
zeigen Studien aus unterschiedlichen Ländern Europas,
dass dies keineswegs notwendig der Fall ist. Suffizienzmodelle setzen auf qualitatives Wachstum.
...
Der Wertewandel zugunsten nachhaltiger Konsummuster ist individuell und kollektiv ver nünftig.
Er kann jedoch nur gelingen, wenn möglichst viele gesellschaftliche Kräfte ihren Teil beitragen.
Auch die Kirchen sind in diesem Feld seit langem engagiert.
Nach Fukushima müssen nicht nur Atomreaktoren,
sondern das gesamte großtechnische fossil-nukleare
Energiesystem und die Ressourcenverschwendungswirtschaft auf den Prüfstand.
Wirtschaftswachstum macht Staaten so süchtig wie Heroin uns.
Wie ist doch die Welt voll von Dingen, derer ich nicht bedarf.