Wir müssen Landwirtschaft so betreiben und uns so ernähren, dass wir weder die Produktionsgrundlagen der Menschen im Süden noch die künftiger Generationen zerstören.
Die Ernährungssicherheit in Afrika ist durch die Folgen des Klimawandels massiv bedroht.
In Deutschland sind die Klimarisiken weniger dramatisch als in vielen anderen Regionen -
etwa in den USA, aber auch in europäischen Ländern wie Spanien.
Aber auch bei uns nehmen Wetterextreme zu,
und die Bauern werden zunehmend mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben.
Die Massentierhaltung, der Grünlandumbruch und die ackerbauliche Nutzung von Moorböden verursachen große
Mengen klimaschädlichen Ammoniaks, Methans und Kohlendioxids.
Mittelfristig muss auf 100 Prozent der Agrarflächen in Deutschland ökologisch gewirtschaftet werden.
Es ist völlig klar, dass eine Erreichung des Zwei-Grad-Erwärmungsziels nicht möglich ist,
ohne auch die Landwirtschaft und die Landnutzung in die Begrenzung mit einzubeziehen.
Wenn Du denkst Fleisch essen sei eine persönliche Entscheidung, dann vergisst Du jemanden.
Wer Tiere liebt, isst sie nicht.
Aus Klimasicht empfiehlt sich bis 2050 eine Doppelstrategie:
Zum einen Ausstieg aus der mineralischen Stickstoffdüngung und zum anderen
der zügige Einstieg in eine flächendeckende agrarökologische Bewirtschaftung.
Die kognitive Dissonanz bei Fleischesserinnen und -essern wird weiter wachsen.
Ich kann mir vorstellen, dass wir in 20 Jahren ohne Fleisch arbeiten.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir weg müssen von der Fleischmassenerzeugung.
Die heutige Landwirtschaft ist auf billige Massenproduktion ausgelegt und hat mit Umwelt- und Klimaschutz nichts zu tun.
Die Böden nehmen Schaden. Sie werden zu intensiv genutzt.
Die Zahl an Bienen nimmt dramatisch ab.
Fleisch ist auch nur scheinbar billig – wir Verbraucher zahlen dreifach:
Erstens an der Supermarktkasse, zweitens mit Steuergeldern für die hohen Agrarsubventionen der Tierhaltung,
und ein drittes Mal, wenn etwa die Wasserwerke Geld in die Hand nehmen, um Nitrat aus dem Trinkwasser zu entfernen.
Wochenmarkt statt Weltmarkt
Tierische Nahrungsmittel sollten künftig mit den regulären 19 Prozent besteuert werden.
Im Gegenzug könnte der Staat die entstehenden Steuereinnahmen in Milliardenhöhe verwenden, um den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von derzeit sieben Prozent noch weiter zu senken. So könnte man zum Beispiel Obst und Gemüse
oder öffentliche Verkehrsmittel billiger machen. Beides schont das Klima und kommt den Bürgerinnen und Bürgern unmittelbar zugute.
Es braucht eine Normalisierung des Nicht-Fleischessens.
Wir wissen, dass die intensive Landwirtschaft die Belastungsgrenzen von Böden und Natur viel zu oft überschreitet.
Das wollen die meisten Bürgerinnen und Bürger nicht.
Landwirtschaft hat nur dann eine Zukunft, wenn sie naturverträglich ist und Artenvielfalt, Klimaschutz und die Gesundheit der Menschen mit berücksichtigt.
Jahr für Jahr fließen viele Milliarden Euro in die Subventionierung einer Landwirtschaft,
die wesentlich zur Vernichtung der biologischen Vielfalt beiträgt.
Diese Mittel könnten zur Finanzierung eines Naturschutzfonds dienen.
Demnächst werden neun Milliarden Menschen auf der Erde leben.
Wenn die alle so viel Fleisch konsumieren wie die Nordamerikaner oder Europäer heute, würden Böden,
Gewässer und Klima hoffnungslos überlastet.
Deshalb glaube ich, dass die Menschheit vor einer gewaltigen Umstellung der Ernährung steht,
dass pflanzliche Nahrungsmittel immer wichtiger werden.
Wir planen für 2020, dass unsere vegetarischen Produkte 40 Prozent unseres Umsatzes ausmachen.
Agrarbetriebe und Ernährungswirtschaft brauchen verbindliche Zielvorgaben
und teils auch finanzielle Unterstützung, um die Ernährungswende zu vollziehen. Verbraucher wollen Transparenz.
Der Markt sorgt nicht dafür, dass der Verbrauch von Allgemeingütern in die betriebswirtschaftliche Rechnung einfließt.
In der Folge haben immer diejenigen die besten Chancen im Wettbewerb, denen es gelingt,
den größten Teil ihrer Kosten auf die Allgemeinheit und künftige Generationen umzuwälzen.
Die Politik hat drei verschiedene Arten von Instrumenten, um dafür zu sorgen, dass die Preise die Wahrheit sprechen.
Sie kann durch Ordnungspolitik Praktiken der Produktion verbieten, die Allgemeingüter beschädigen.
Beispiel Pestizide: indem man ihr Ausbringen in Gewässernähe verbietet – das gilt bereits.
Oder indem man Pestiziden, die starke ökologische Nebenwirkungen haben, wie z.B. Glyphosat oder Neonikotinoide, die Zulassung entzieht.
Das passiert derzeit noch nicht!
Zweitens kann sie Produktionsmittel, die externe Kosten verursachen, durch Abgaben teurer und
damit ihren Einsatz unrentabler machen. Zum Beispiel Stickstoff. Weil beide Instrumentarien die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber
Wirtschaftsräumen verschieben, die sie nicht einsetzen, stößt man mit ihnen schnell an Grenzen.
Denn, wenn zum Beispiel Tierschutzauflagen zur Auswanderung der Tierhaltung ins Nachbarland führen, ist nichts gewonnen.
Deshalb braucht es als drittes Instrument die Förderung.
Die wirkt aber nur, wenn Fördermittel gezielt dafür eingesetzt werden, Bäuerinnen und Bauern für Leistungen zu bezahlen,
die die Gesellschaft von ihnen braucht, die der Markt ihnen aber nicht bezahlt.
Lidl kann in Deutschland Vorreiter werden und Billigfleisch aus Massentierhaltung aus seinen Regalen werfen.
Die Händler müssen nicht auf die Politik warten.
Kunden unterschätzen noch zu sehr, welchen Einfluss der Kauf von Fleisch- und Milchprodukten auf Natur und Umwelt hat.
Der Handel muss auch Mut zur Auslistung haben, zum Beispiel sollte die Einweggetränkeflasche
aus den Regalen verschwinden
und der Trend zu immer mehr vorverpackten Frischeprodukten muss gestoppt werden.
Immer mehr Menschen sind sich der Umweltprobleme bewusst, die sich aus der Fleischproduktion ergeben,
doch der Verbrauch steigt immer noch.
Das Schnitzel auf unseren Tellern ist maßgeblich an der Abholzung des Regenwaldes mitverantwortlich.
Eine Reduktion unseres Fleischkonsums ist für unser Klima, unsere Ernährungssicherheit und für die Schonung des Regenwaldes unabdingbar.
Zwei Portionen Fleisch pro Kopf und Woche wären in Österreich auf nachhaltigem Wege produzierbar.
Wir brauchen dringend eine Kehrtwende in der Agrarpolitik.
Praktisch alle Tier- und Pflanzengruppen in der Agrarlandschaft sind von einem eklatanten Schwund betroffen. Besonders deutlich wird dies beispielsweise bei den Vögeln und den Insekten.