Statt von Freunden dafür gelobt zu werden,
dass man das neueste Telefon oder die neueste Kamera hat,
sollte man dafür beneidet werden, dass man einen "alten Getreuen" hat, der schon 12 Jahre hält.
Wir stehlen heute die Zukunft, verkaufen sie in der Gegenwart und nennen das Bruttoinlandsprodukt.
Unser heutiges Wachstum ist nicht nachhaltig.
Der Konsumismus kann wegen seiner objektiven ökologischen Unmöglichkeit nicht mehr lange durchhalten.
Weil der Konsumismus im vergangenen halben Jahrhundert eine Kultur nach der anderen erobert hat,
ist er eine mächtige Triebkraft der unaufhaltsamen Steigerung der Nachfrage nach Ressourcen
und der Abfallproduktion geworden.
Es gibt keinen Grund warum Ökonomien notwendigerweise ein Wachstum brauchen.
Wir sind jetzt an diesen Grenzen. Das ist neu. Historisch neu ist, dass die Menschheit am Anschlag ist.
D.h. die Ressourcenknappheit wird zu einer entscheidenden Begrenzung in der Frage möglichen Wachstums.
Wohlstand braucht kein Wachstum.
Wenn ein Staat bereits ein hohes materielles Niveau erreicht hat,
können die Wachstumsraten gar nicht mehr so hoch sein.
Durch die Fixierung von Politik und Wirtschaft auf das BIP als Wohlstandsgröße geraten viele andere wichtige
Dinge aus dem Blick.
Zum Beispiel alle Gratisleistungen der Natur wie ein stabiles Klima, sauberes Wasser, produktive Böden,
gute Luft und biologische Vielfalt fielen heraus, aber auch die Zufriedenheit einer Gesellschaft.
Das Bruttoinlandsprodukt kann nicht die Qualität des sozialen System oder des Naturkapitals messen.
Deshalb ist das BIP als Indikator für Wachstum und Wohlstand unzureichend.
Aber wir können ebensogut eine Wirtschaft haben, die darauf ausgerichtet ist, die Zukunft zu retten, statt sie zu stehlen.
Jemand hat ausgerechnet,
dass wenn alle Chinesen und Inder so viel Autos haben wie wir,
können wir alle noch einmal anmachen, dann ist der Planet sowieso vorbei.
Es gibt ein Credo in der freien Marktwirtschaft, das bedeutet:
Man darf den Hals nicht voll kriegen.
...
Schon ihre Urenkel werden doch jeden zweiten Monat ein neues Auto kaufen müssen.
Die globale Krimakrise ist nur ein Beipiel für eine Ökosystemdienstleistung
- die Regulierung des Klimas -, die überstrapaziert wird
und durch Produktion und Verbrauch aus demTakt geraten ist.
Wir leben von der Substanz.
Der globale Anstieg der Temperaturen ist nur ein Symptom.
Unsere Gesellschaft ist zu 80 Prozent von fossilen Ressourcen abhängig, aber wir haben noch immer keinen Plan B,
wenn sie uns in absehbarer Zeit nicht mehr zu Verfügung stehen.
Das Glückskonzept der Moderne ist wahlverwandt zur Idee der Steigerung.
Große Teile des Nachhaltigkeitsdiskurses erliegen noch immer dem Erlösungsmythos
dieses Steigerungsspiels der Erweiterung technologischer und ökonomischer Möglichkeitsräume.
Das Ziel ist die Erforschung von allem, das uns hilft in langen Zeitperioden
zu denken, sie zu verstehen und so verantwortungsvoll zu handeln .
Diese Gesellschaft ist insofern obszön, als sie einen erstickenden Überfluss an Waren produziert und schamlos zur Schau stellt,
während sie draußen ihre Opfer der Lebenschancen beraubt;
Die Güter der Welt gleiten uns durch die Finger wie der Sand der Dünen.
In der sogenannten Glücksforschung gilt es mittlerweile als bewiesen,
dass eine Steigerung des materiellen Reichtums ab einem bestimmten Niveau
das subjektive Wohlbefinden nicht weiter erhöht.
Weil die Zahl der Konsumoptionen geradezu explodiert, der Tag aber nach wie vor nur 24 Stunden hat,
wird die minimal erforderliche Zeit zum Ausschöpfen konsumtiver Optionen zum Engpassfaktor –
der Genuss am jeweils Neuen wird immer kürzer.
So kommt es zu ständig expandierendem Konsum bei stagnierendem Glück.
Wir müssen Produkte länger nutzen, sie reparieren und pflegen und sie lieber gebraucht kaufen als neu.
Wir müssen Knöpfe selber annähen und Fahrräder eigenhändig reparieren – und wieso soll das eigentlich keinen Spaß machen?
Armut liegt auch häufig darin begründet, dass es am Wissen im Umgang mit den Ressourcen fehlt und falsche Wertvorstellungen in einen Konsumismus münden,
der das Wohl gerade jener steigert, die für die ungerechte Verteilung verantwortlich sind.
Was Tolkien Heldensage über seine Vorgänger und Epigonen in der Welt der Fantasy-Literatur erhebt, ist das
postmoderne Grundthema. Es geht nicht um ein Mehr, sondern um ein Weniger,
es geht nicht darum Reichtum anzusammeln, sondern die Verführung der Macht loszuwerden.
Es ist doch besser zufrieden zu sein mit wenigem, als Gold und Güter zu haben und ein kaltes Herz.