Man muss doch verrückt oder vielleicht ein Ökonom sein,
um zu glauben, dass unendliches Wachstum möglich ist.
Noch nie sind die Leute mit solchen großen Autos umhergefahren,
noch nie waren die landwirtschaftlichen Nutzflächen so ausgebeutet
und noch nie ist so viel Plastikmüll in den Meeren geschwommen.
Wenn sich immer mehr Menschen die Frage stellen würden, wer sie sein möchten auf dieser Erde,
gäbe es für die Konsumwirtschaft nicht mehr genug Konsumenten.
Wenn man also will, dass mehr Menschen nachhaltiger leben, müsste man ihnen ein Gefühl für ihre eigene Würde vermitteln.
Es geht nicht mehr nur um Nachhaltigkeit, sondern um das, was uns im Leben wichtig ist.
Wir brauchen eine Philosophie für die überfüllte Welt. Solidarität, Langfristdenken,
Balance, Demut, Toleranz sind wichtiger als das Starren auf Vierteljahres-Abschlüsse.
Das fairste Smartphone ist jenes, das man schon besitzt.
Wir brauchen Maßgaben für privaten Konsum, die klarmachen, dass es kein Recht auf Umweltzerstörung gibt.
Was wir brauchen, ist eine neue Kultur des Umgangs miteinander – und mit der Natur.
Diente der aus der Aufklärung entspringende Gesellschaftsvertrag dazu, die Konflikte zwischen den Akteuren der Gesellschaft zu lösen,
so ist nun ein neuer Vertrag erforderlich, der auch unsere Beziehung zur Unswelt regelt.
Wir konsumieren zu viel Natur und wir sind eigentlich zu viele auf der Welt.
Vor allem die Industriestaaten müssen ihr Wohlstandsmodell korrigieren, sie haben riesige "ökologische Fußabdrücke".
In unserem Club-of-Rome-Report "Faktor Fünf" haben wir gezeigt,
dass man wenigstens fünfmal mehr Wohlstand aus Energie und Stoffen herausholen kann.
Aber das kommt nur in Gang, wenn wir den Naturverbrauch endlich teurer machen.
Den Ländern, die eine Stabilisierung ihrer Bevölkerung erreicht haben, geht es viel besser als denen, die es nicht schaffen.
Allerdings muss nun ihr ökologischer Fußabdruck schnell kleiner werden.
Die Entfesselung des Kapitalismus war ein schwerer politischer Fehler. Bei Adam Smith
war der Markt noch in einem festen Rechtskorsett eingebunden und dadurch segensreich.
Mit zwei Dritteln Wahrscheinlichkeit geht es nicht gut für uns aus und
wir landen in der weltweiten Zweiklassengesellschaft oder in einem ökologischen Kollaps.
Es gibt aber nach wie vor die Chance zu einer besseren Welt.
Man könnte sich eine Welt vorstellen, in der der Lebensstandard im Mittel
auf halbem EU-Durchschnitt wäre. Das wären Bedingungen wie heute in Slowenien.
Jeder wird satt, jedes Kind geht in die Schule, es gibt für alle einen Arzt, jeder hat die Chance
sich zu entfalten und die elementaren Menschenrechte sind für alle erfüllt.
Wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, geht es um sehr viel mehr:
Um soziale und spirituelle Dimensionen. Nachhaltigkeit ohne Veränderung im Bewusstsein und damit
eine Veränderung der Entscheidungen und des Denkens wird nicht möglich sein.
Jedem ist klar, dass unendliches Wachstum in einer endlichen Welt nicht möglich ist.
Doch es wird immer wieder das Substituts-Argument vorgebracht.
Demnach würde zusätzliches Wachstum über eine gesteigerte Produktivität neue Technologien ermöglichen,
die effizienter sind und damit den Spielraum des Klimawandels hinauszögern. Das ist aber eine Illusion.
Wenn es noch vor 2 Dekaden möglich war, dass jeder hier im Westen sein Wohlstandsmodell verfolgen
konnten und die negativen Effekte irgendwie in die Zukunft verschoben,
auf Drittländern abgewälzt oder in der Natur deponiert wurde,
geht dass alles in einer vernetzten Welt nicht mehr.
Mit Konsum retten wir Unternehmen, aber sicher nicht die Natur.
Im Supermarkt gibt es nur ein paar sozial gerechte und ökologische Produkte zu finden.
Der Großteil ist es nicht. Und das ist der Wahnsinn. Warum darf das überhaupt hergestellt werden?
Ein Grundproblem ist dieser Widerspruch: Vorstände von Konzernen müssen Gewinne maximieren.
Und auf der anderen Seite bekennen sie sich freiwillig zu Umweltstandards und Menschenrechten.
Das funktioniert so nicht. Freiwilligkeit ist nicht einklagbar.
Ab diesem Mittwoch leben wir auf Pump, aber auf lange Sicht wird die Erde uns keinen Kredit mehr geben können.
Brennende Wälder, schmelzende Gletscher – längst leuchten die roten Warnlampen des Planeten.
Die Menschen verbrauchen immer schneller immer mehr Ressourcen und Deutschland gehört zu den größten Verschwendern.
Von der Bundesregierung erwarten wir, dass sie eine ökologisch und sozial nachhaltige Entwicklung zur Maxime macht
und das verstaubte Wachstumsparadigma endlich ausrangiert.
Innerhalb des Ressourcenbudgets unseres Planeten zu leben ist nicht nur technologisch machbar,
sondern auch finanziell von Vorteil.
Ich kann es nicht verstehen, wenn Leute Kram kaufen, den sie nicht gebrauchen.
Zukunft wird nur dann möglich sein, wenn wir lernen, auf Dinge,
die machbar wären, zu verzichten, weil wir sie nicht brauchen.
Heute sehen wir, dass das exponentielle Wachstum von Bevölkerung
und Konsum seit Jahrzehnten mit den Grenzen der Biosphäre der Erde kollidiert
Wir dachten und hofften, die Emissionen hätten vor einigen Jahren ihren Höhepunkt erreicht.
Nach zwei Jahren erneutem Wachstum zeigt sich, das war Wunschdenken.
Der weltweite Energiebedarf übertrifft ein starkes Wachstum bei erneuerbaren Energien und bei Energieeffizienz.
Unser Konsum geht zu Lasten anderer.
Wir geben die sozialen und ökologischen Kosten an ein "Außen" ab,
wir verlagern sie in Zeit und Raum.
Werden alle Inder im Jahr 2050 in Häusern wohnen, die üblichen,
amerikanischen Standards an Komfort und Energie entsprechen -
und wer wollte ihnen das verbieten - dann sind 70 Prozent der Gebäude
erst noch zu bauen und dann wird alleine der indische
Bausektor die Erde um 6 Grad erwärmen.
Unbedachtes Wirtschaftswachstum heißt: Wir wachsen uns arm.